Der Begriff und die Beschreibung der damit verbundenen Stimmübungen tauchen in der griechischen Welt zum ersten Mal zu Beginn des ersten Jahrhunderts nach Christus auf.
Die ersten Nachweise (auch der körperkräftigenden und medizinischen Anwendungen) finden sich bei Plutarch. Er bezeichnet sie als «geeignete Schulung des Atems». Der Begriff (anafonesis) selbst und die zugänglichen Beschreibungen weisen auf ein Anheben (ana) des Tones (fonos) von tiefen zu hohen Frequenzen hin. Ihr Einsatzgebiet reichte von der Stimmschulung über Stimmübungsbehandlungen bestimmter Sänger-typischer, aber auch anderer allgemeiner Erkrankungen bis hin zu psychiatrischen Erkrankungen, vor allem der Depression.
Zahlreiche Belege dafür finden sich bei Soranos, Archigenes, Galenos, Antyllos, Oreibasios, Aetios und Paulos.
In der Lateinischen Welt weisen insbesondere Quintilian und Seneca auf die von griechischen Ärzten benutzte Technik der Anafonesis hin. In der neueren Zeit ist dieser Begriff vor allem durch Bonner (und ihm vorangehend Colson) fälschlicherweise mit dem Begriff der Deklamation gleichgesetzt worden. Dieser bezieht sich jedoch auf den engeren Bereich der darstellenden Künste. Sowohl bei Plinius als auch bei Galen kann man genügend Hinweise für die rein medizinische Verwendung der Stimmübungsbehandlung (Anafonesis) finden.
Meyer's Konversationslexikon führt noch bis Ende des 19. Jhdt. im Band 17 unter medizinischen Techniken den Begriff Anaphonesis (ohne inhaltlichen Beitrag) auf. Im vergleichbaren Zeitraum erläutert ein doch umfangreicher Lexikonartikel im Dictionnaire universel de médecine, Robert James (traduit de l‘anglais par Mrs Diderot, Eidous et Toussaint) den Begriff. In heutigen Universallexika findet sich kein Hinweis mehr darauf.